Datum
25.08.2000Medium
Junge FreiheitAusgabe
Seite
AutorIn
Holger StürenburgGefühlig
Aus rechtlichen Gründen ist der Volltext dieses Artikels nur noch für akkreditierte Benutzer zugänglich.
Du kannst Dich entweder mit Deinen Zugangsdaten auf der Login-Seite anmelden oder die Erstellung eines Kontos beantragen.
Anmerkungen
Die Artikel der Berliner Wochenzeitung "Junge Freiheit" sind mit Vorsicht zu genießen. Der Verfassungsschutzbericht 1999: "Problematisch ist in diesem Kontext die Bewertung der Wochenzeitung "Junge Freiheit". Sie bietet neben demokratisch-konservativen Autoren gelegentlich auch Rechtsextremisten in Form von Artikeln, Interviews und Kommentaren ein Forum. Der von der Zeitung als ständiger Mitarbeiter im Impressum aufgeführte Alain de Benoist, er gilt als "Chefideologe" der französischen "Neuen Rechten", äußerte sich in der "Jungen Freiheit" ablehnend über demokratische Verfassungsstaaten..."Im Verfassungsschutzbericht 2000 steht: "Einer der wenigen Erfolge, die rechtsextremistische Intellektuelle im Laufe der 90er Jahre verzeichnen konnten, war die undeutlicher gewordene Abgrenzung zwischen einigen demokratisch-konservativen und rechtsextremistischen Autoren auf publizistischer Ebene. Vertreter beider Lager schreiben in gleichen Publikationsorgangen, Sammelbänden und Verlagen. Allerdings stagnierten derartige Tendenzen in den letzten Jahren, erklärte sich doch nur ein kleiner Kreis von Konservativen zu einer solchen Zusammenarbeit bereit. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Kontext nach wie vor die Wochenzeitung "Junge Freiheit", die sowohl Demokraten als auch Rechtsextremisten zu ihren Autoren und Interviewpartnern zählt. Bei Interviews fällt ein unterschiedliches Vorgehen der das Gespräch führenden Redakteure auf. Während etwa demokratische Politiker mit Auffassungen, die den Positionen der "Jungen Freiheit" widersprechen, sehr kritisch befragt werden, bietet man bekannten Rechtsextremisten ein Forum ohne kritische Kommentierung. Ein Beispiel dafür ist das Interview mit Sascha Wagner, dem Landesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" in Rheinland-Pfalz; der Interviewer nahm eher die Rolle des Stichwortgebers ein, ohne kritisch nachzufragen (Nr. 31/2000). Auch ein Spendenaufruf der "Jungen Freiheit" zugunsten des rechtsextremistischen "Dark Wave"-Musikers Josef Klumb zeugt nicht von einer grundlegenden Distanz zu diesem politischen Lager (Nr. 24/2000)."
Daneben gibt es auch Warnungen von Altlinken und Scherbenkennern: "Wieso steht in einer rechten Zeitung etwas über einen linken, schwulen Musiker? Daß Neofaschisten sich für schwule Musiker erwärmen können, ist nicht neu, denn selbst Michael Kühnen, Mitbegründer der rechtsextremen Organisation "FAP" propagierte offen sein Schwulsein. Können sich Nazis aber auch für einen linken Musiker begeistern? Das ist schon schwieriger. Der Weg, den der Artikel über Rio einschlägt, besteht offenbar darin, die politischen Aussagen als "Jugendsünden" zu verzeihen und sich auf die "zeitlosen" Liebeslieder zu konzentrieren. Es gibt aber noch eine andere Strategie. Im Archiv der "Jungen Freiheit" wird man auch etliche Artikel über Rudi Dutschke finden, ebenso wie Beiträge zur 68er Debatte. Die unterscheiden sich ziemlich von dem, was z.B. Merz und Merkel äußern. Statt Verdammung der 68er findet hier eine Umdeutung statt. Aus Anti-Imperialismus wird über das Scharnier Antiamerikanismus wieder der alte Nationalismus. Nationale Befreiungskämpfe werden auf das "nationale" reduziert und landen über das konstituieren von nationalen Unterschieden und sogenanntem "Ethnopluralismus" im blanken Rassismus. Aus antikapitalischen Positionen schnitzt man sich, nach dem die ökonomische Analyse durch eine völkische ersetzt ist, ganz schnell das alte Bild vom (jüdischen) Finanzkapital."