Bei Nacht

von Rio Reiser, 1986
T/M: Rio Reiser

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Rio I. (Album)
Unter Geiern (Sampler)

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Songtext - die RioLyrics

Oh, der Mond scheint langam und golden
über den Wolken, schaut durch die Bäume
auf schlafende Blumen, Rehe und Hasen,
Berge und Täler, Wiesen und Felder.
Oh, es is'n schönes Land
bei Nacht.

Oh, der Nachtwind weht sanft, warm und leise
über die Wälder, die Städte und Dörfer,
Burgen und Schlößer, Villen und Vorstädte,
Frankfurt und Rothenburg, Fabriken und Autobahnen.
Oh, es is'n schönes Land
bei Nacht

Bei Nacht,
wenn die Sonne auf der anderen Seite der Erde
ihre Strahlen in die Straßen und Hütten
von Rio und San Paulo senkt.
Bei Nacht,
wenn die Sonne weit weit weg im Osten
in Bombay und Kalkutta und Neu Delhi
den Kindern in den Augen brennt.

Bei Nacht, und nicht mal dann,
weil die tiefsten Wunden selbst in der Nacht
noch hell erleuchtet sind.
Bei Nacht, und nicht mal dann,
weil in der Nacht die überwachen Augen
zehnmal schärfer seh'n, nicht mal dann.

Oh, die Sonne scheint langsam und golden,
schaut durch die Wolken auf Tiere und Menschen,
auf Zäune und Mauern, auf den Rhein und die Elbe,
auf Köln und auf Hamburg, den Schwarzwald, die Nordsee.
Stammheim und Godesberg.
2x Oh, die Sonne scheint.

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Anmerkungen

"Rio" = Rio de Janero, aber Rio mochte bestimmt auch das Wortspiel mit seinem Namen
"Stammheim" = Ort eines deutschen Hochsicherheitsgefängnisses, in dem viele RAF-Terroristen untergebracht waren
"Godesberg" = Ort, an dem die SPD 1959 ihr neues Grundsatzprogramm verabschiedete, von Kritikern auch "der Abschied von der Sozialdemokratie" genannt

Die letzte Stelle "Stammheim und Godesberg" ist im Booklet des Albums übrigens nicht erwähnt, wohl um bei den Zuhöherinnen und Zuhörern länger die Illusion eines romantischen Liedes zu erhalten.

Die Inspiration für dieses Lied bekam Rio nachts auf der Autobahn auf dem Weg zu einer Menschenkette in Ulm. Die letzten beiden Strophen deuten leise eine Kritik an dem Hochsicherheitsgefängis Stammheim an.

Rio selbst erzählte Entstehung des Liedes in der Radiosendung "Die Message-Macher"(1993) so:
"Da war damals Ulm, Menschenkette, wir sind mit einem VW-Bus hin. Es war Nacht, Sommer, es war ganz klar und wir brettern die Autobahn einmal durch Deutschland runter und ich hab nix weiter gemacht, als aus dem Fenster zu gucken und dabei ist mir das eingefallen. Weil ich dachte, dass ist einfach ein schönes Land. Und irgendwann war auch leer, das passiert mir in dem Zusammenhang schon mal, auch bei der Geschwindigkeit merkst Du, dass da irgendwie so ein kleines viereckiges Teil durchs Weltall rast. Dann wurde es plötzlich global, das fiel mir das andere ein, was passiert zur selben Zeit da und da."

Coverversionen gibt es von (mehr Infos ...)