Die Kneipe vom Alten steht nicht am Kottbusserdamm (wie's auch im Booklet zu lesen ist), sondern in der Urbanstraße. Außerdem hab ich eben mal rausgehört, wo Rio am Ende noch herumfuhrwerkt: "Oder Karl-Marx-Straße, Pflügerstraße, Weichselstraße? Irgendwo in dem Dreh... rund um die Sonnenallee!", wobei ich mir bei der Pflügerstraße nicht sicher bin, aber das war der einzige Straßenname, der dazu passte. Ich hab vor 11 Jahren auch in dem Dreh gewohnt (Weserstraße), so hübsch war's nicht. Aber inzwischen ist es ja schwer im Kommen... ;o)
Wie "Der Turm stürzt ein", vgl. dort, entstammt auch dieses Lied dem Album "Ton Steine Scherben IV" ("Die Schwarze"). Dieses Album ist mit dem Tarot-Spiel verknüpft; die Tarot-Karte Nr. 13 zeigt den Tod. Im Tarot meint der Tod allerdings nicht unbedingt den physischen Tod, sondern eher das Ende von etwas, z. B. einer Beziehung, einer Freundschaft - im Sinne von: Altes muss sterben, damit Neues entsteht. Im Interview auf der DVD "Land in Sicht" äußert sich Rio auch klar in diesem Sinne, bezogen auf Beziehungen.
Dieser Song erschien 1981 auf dem Album "IV". Durch die Scherben-Biografie "Keine Macht für Niemand" wurde bekannt, dass die Lieder auf der Grundlage des Tarot entstanden sind. Im Tarot zeigt die Karte Nr. 16 diesen einstürzenden Turm. Obgleich diese Karte für 'Zerstörung' steht, steht sie auch für einen möglichen Neuanfang. Das sieht man daran, dass die vom brennenden Turm fallenden Menschen oft lachen. Der Turm als solcher steht für das männliche Prinzip und wird immer wieder verwendet. In der Geschichte tauchte diese Symbol z. B. in New York auf, am 11. September 2001. Diese grausamen Ereignisse verbanden manche damit, dass nach dem Fall der beiden Türme ein 'neues' Zeitalter hätte beginnen können. Dem war damals noch nicht so: Der Irak-Krieg folgte. Krieg wie Turm stehen für Männlichkeit. (Der neue US-Präsident bringt nun endlich wieder mehr die weibliche Seite ins Weltgeschehen) Der Turm als das 'Männliche' ist dies nicht nur von der Erscheinung (Phallus-Symbol) her, sondern auch im Sinne von 'abgehoben' von der Erde. Kann man sich leicht vorstellen, dass jemand, der den ganzen Tag irgendwo da oben im Turm arbeitet, wenig Kontakt zu `Mutter Natur' hat.
Da im Tarot der einstürzende Turm eben nicht nur vom Ende der Tage, sondern v. a. vom Neuanfang kündet, steht dieser Song eben nicht nur für das Ende der Welt - eher für das Ende der 'alten', jetzigen Welt, was inzwischen ja auch immer offensichtlicher wird.
Hört man die fröhliche Musik des Refrains (voklstümlich: für alle, eben nicht mehr nur männlich), und beachtet das "Halleluja" ("Lobt Gott!"), so wird klar, dass dieses Lied eher Hoffnugn birgt.
Zur "Dicken Berta" fand ich fogendes in einem auf Prag bezogenen Kapitel über den ersten Weltkrieg in dem zweiten Band der hervorragenden Kafka-Biographie "Kafka , Die Jahre der Erkenntnis" (Frankfurt a.M. 2008, S. 63):
"Die in den Wochenschauen gefeierte 'Dicke Berta', ein Ungeheuer von einem Mörser, dessen Geschosse fast eine Tonne wogen, konnte nur auf Schienen transportiert werden, die in Frontnähe eigens verlegt werden mussten-gefähliche, tausendfach verfluchte Schwerstarbeit."
Rio hat dieses Ungeheuer wie so vieles kongenial eingedichtet in sein Lied, hoffentlich wird die Berta nie wieder gebraucht, auch nicht in aktualisierter Form und noch schlimmer!
Kommentare
in English please
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Ich bin mir sicher, dass ich da "Alkohol" und nicht "egal" höre.
an sich grosse Klasse, diese Seite. Ein Kompliment!
Leider fehlt bei diesem Tab der Refrain. Das ist schade.
Gruesse
Da im Tarot der einstürzende Turm eben nicht nur vom Ende der Tage, sondern v. a. vom Neuanfang kündet, steht dieser Song eben nicht nur für das Ende der Welt - eher für das Ende der 'alten', jetzigen Welt, was inzwischen ja auch immer offensichtlicher wird.
Hört man die fröhliche Musik des Refrains (voklstümlich: für alle, eben nicht mehr nur männlich), und beachtet das "Halleluja" ("Lobt Gott!"), so wird klar, dass dieses Lied eher Hoffnugn birgt.
"Die in den Wochenschauen gefeierte 'Dicke Berta', ein Ungeheuer von einem Mörser, dessen Geschosse fast eine Tonne wogen, konnte nur auf Schienen transportiert werden, die in Frontnähe eigens verlegt werden mussten-gefähliche, tausendfach verfluchte Schwerstarbeit."
Rio hat dieses Ungeheuer wie so vieles kongenial eingedichtet in sein Lied, hoffentlich wird die Berta nie wieder gebraucht, auch nicht in aktualisierter Form und noch schlimmer!
schönen tag noch