Rauch-Haus-Song
von Ton Steine Scherben, 1972T/M: Rio Reiser und R.P.S. Lanrue
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Der Mariannenplatz war blau, soviel Bullen waren da,und Mensch Meier mußte heulen, das war wohl das Tränengas.
Und er fragt irgendeinen: "Sag mal, ist hier heut 'n Fest?"
"Sowas ähnliches", sacht einer "das Bethanien wird besetzt."
"Wird auch Zeit", sachte Mensch Meier, stand ja lange genug leer.
Ach, wie schön wär doch das Leben, gäb es keine Pollis mehr.
Doch der Einsatzleiter brüllte: "Räumt den Mariannenplatz,
damit meine Knüppelgarde genug Platz zum Knüppeln hat!"
Doch die Leute im besetzen Haus
riefen: "Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."
Der Senator war stinksauer, die CDU war schwer empört,
daß die Typen sich jetzt nehmen, was ihnen sowieso gehört.
Aber um der Welt zu zeigen, wie großzügig sie sind,
sachten sie: "Wir räumen später, lassen sie erstmal drin!"
Und vier Monate später stand in Springer's heißem Blatt,
daß das Georg-von-Rauch-Haus eine Bombenwerkstatt hat.
Und die deutlichen Beweise sind zehn leere Flaschen Wein
und zehn leere Flaschen können schnell zehn Mollies sein.
Doch die Leute im Rauch-Haus
riefen: "Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."
Letzten Montag traf Mensch Meier in der U-Bahn seinen Sohn.
Der sagte: "Die woll'n das Rauch-Haus räumen,
ich muß wohl wieder zu Hause wohnen."
"Is ja irre", sagt Mensch Meier "sind wa wieder einer mehr
in uns'rer Zweiraum Zimmer Luxuswohnung und das Bethanien steht wieder leer.
Sag mir eins, ha'm die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopf?
Die wohnen in den schärfsten Villen, unsereins im letzten Loch.
Wenn die das Rauch-Haus wirklich räumen,
bin ich aber mit dabei und hau den ersten Bullen,
die da auftauchen ihre Köppe ein.
Und ich schrei's laut:
"Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."
3x Und wir schreien's laut:
"Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."
Anmerkungen
"Der Mariannenplatz war blau" = damit will Rio Reiser sagen, daß so viele Polizeiwagen da waren, daß die Sirenen den Platz in ein Blau hüllten, außerdem waren selbst die Polizeiwagen und Uniformen der Berliner Polizei blau (bis zur Einführung des bundeseinheitlichen Grün-Weiß Mitte der 70er Jahre)"hau den ersten Bullen, die da auftauchen, ihre Köppe ein" = im Original lautete der Text erst: "hau dem ersten Bullen, der da aufkreuzt, was auf seine Fingerlein"
"das ist unser Haus" = im Original lautete der Text beim zweiten Refrain am Ende:"Das ist unser Haus - wenn ihr Bombenleger sucht, schmeißt doch die Amis raus."
"stand in Springer's heißem Blatt" = in der BZ, einer Zeitung des Axel Springer Verlages, stand "Bastelten Bethanien-Besetzer die Bomben?" (siehe Artikelarchiv)
"Schmidt" = gemeint ist Günter Schmidt; Immobilienkaufmann
"Mosch" = gemeint ist Heinz Mosch, Immobilienkaufmann
"Schmidt und Press und Mosch" = Erbauer und Spekulanten des Kreuzberger Neuen Zentrums; der Name bezeichnet ein Sanierungsgebiet nördlich des Kottbusser Tors in Berlin, welches bis 1974 in eine Vorzeigegegend der Kreuzberger Industrie umgewandelt werden sollte; in diesen Bereich fiel auch das Rauch-Haus. (Quelle: Die Welt; 3.12.1970)
In einem Buch des Rauch-Hauses stand über eine Demonstration für den BVG-Nulltarif (siehe "Mensch Meier"): "Aber der Senat schmeißt unser Geld den Spekulanten in den Rachen. Der Häuserspekulant Mosch hat im letzten Jahr an Manipulationen und Steuerschiebungen 622 Mill. DM eingesackt. Allein davon könnte der Senat 2 1/2 Jahre lang das U-Bahn-Defizit decken."
Ton, Steine Scherben waren sozusagen die erste richtige Hausbesetzerband. Oft haben sie sich vor einem Konzert in einer Stadt beratschlagt, wo ein leeres Haus steht und was darauf gemacht werden könnte. Nach den Konzerten haben sie mit dem Publikum diskutiert, was oft daraus hinauslief, daß alle zusammen das Haus besetzten und so der Jugend oder alternativen Szene einen neuen Jugenklub, Proberaum oder so verschafften. So war es auch bei der Besetzung des Georg-von-Rauch-Hauses am 8.12.1971. Ton Steine Scherben spielten in der Alten TU-Mensa bei einem "Teach in" zur Erschießung des Mitglieds der Gruppe "Bewegung 2. Juni" Georg-von-Rauch und besetzten danach das Haus. Reiser war dabei und hat während der Besetzungszeit den Song geschrieben. Diese Hausbesetzung war übrigens erst die zweite in Berlin. Benannt wurde das Haus nach Georg von Rauch, der am 4.12.1971 bei seiner Verhaftung von der Polizei erschossen wurde.
Dieser Song hat mich zu dem Lied "Tacheles" inspiriert, nachdem ich von der drohenden Räumung gehört habe.
Die Textänderungen der Piano-Version (auf "Am Piano II") sind:
- anstatt "schmeißt doch endlich" im Refrain des Originals heißt es "schmeißt doch erstmal"
- anstatt "daß die Typen" heißt es "daß die Leute"
- anstatt "lassen sie erstmal drin" heißt es "lassen sie halt erstmal drin"
- anstatt "Zweiraum-Zimmer-Luxuswohnung" heißt es "Zweizimmer-Luxuswohnung"
- anstatt "Bethanien steht wieder leer" heißt es "Betahnien steht endlich wieder leer"
- anstatt "da auftauchen ihre Köppe ein" heißt es, wie auch ursprünglich geplant "da auftauchen was auf ihre Fingerlein"
- beim letzten Refrain Änderung: "Schmeißt doch erstmal Schmidt und Press und wie ´se alle heißen überall raus!"
Noten: Das Originallied wird nur mit Klavier und Schlagzeug begleitet. Es ist also sehr schwer, das Feeling mit einer Gitarre halbwegs hinzubekommen. Die Akkorde sind nicht zu schwer, aber es ist wichtig, diesen schleppenden Rhythmus hinzubekommen. Ein Offbeat oder Muting wäre zu auffällig, bleibt also nur noch die Betonung beim Anschlag. ich bevorzuge, im 2/2 Takt zu spielen, also jeden Akkord einmal stark und einmal weniger stark von oben anzuschlagen. Wenn ihr andere schöne Möglichkeiten habt, mailt mir!
Das "h7" kann zur Not auch weggelassen werden, wenn es zu schwierig zu spielen ist.
falsch. nach dem krieg haben die alliierten die uniformen des nazi regimes aus kostengründen einfach nur billig gefärbt. eben eine farbe die sich bei regen rauswäscht. der schluss liegt nahe, dass es am besagten tag geregnet hat.
gruß - ein steiniger schüler :P
aber sonst gehts noch?...
Steht doch groß dahinter..."soviel Bullen waren da..."
also wenn er recht hat könnte er recht haben....
ich wieß nicht ob die die uniformen wirlich eingefärbt haben ...aber
hey google weiß alles....also gucken und weiter machen
so ein unfug. die uniformen waren blau, so wie pben korrekt angemerkt. nachgefärbte naziuniformen, deren farbe sich bei regen rauswäscht? wie haben die uniformen dann die über 20 jahre, die da die bundesrepublik schon bestand, überlebt?
selten so einen unfug gelesen.