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Datum

00.09.1972

Medium

Spontan

Ausgabe

9/72

Seite

16-19

AutorIn

Peter van Spa[...; nicht lesbar]

Westberlin I:

Was wir brauchen...

Das Georg-von-Rauch-Haus, ein Modell emanzipatorischer Jugendarbeit

"Was wir brauchen, müssen wir uns nehmen", heißt eine Parole Westberliner Jugendkollektive, die schon seit langem an eigenen Projekten arbeiten und deshalb sehr genau wissen, daß das zunächst völlig unabhängig von den staatlichen und konfessionellen Freizeiteinrichtungen passieren muß, wo man sie nicht unterstützt und unter Kontrolle zu bringen versucht, was ihnen mit der Zeit die Lust am kritischen Engagement nimmt. Das Westberliner Georg-von-Rauch-Haus ist dafür beispielgebend. Wie kam es zu diesem Projekt?

Das ebenfalls aus einer Hausbesetzung hervorgegangene Kreuzberger Jugendzentrum e. V., die Basisgruppe Heim- und Lehrlingsarbeit und einige Stadtteilgruppen, die keiner Partei angehören, diskutierten über die Nutzungsmöglichkeiten für das seit Jahren leerstehende staatliche Bethanien-Krankenhaus, das bezugsfertig, seit zwei Jahren ständig beheizt, mit großem schönen Parkgelände - der arbeitenden Bevölkerung vorenthalten wurde. Es liegt im Arbeiterbezirk Kreuzberg, wo es keine Grünflächen, zuwenig Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen für Jugendliche gibt. Die Gruppen einigten sich aus diesem Grunde auf eine Öffentlichkeitskampagne (Demonstration, Pressekonferenz und Flugblätter usf.) und ein gemeinsames Vorgehen in den Verhandlungen mit den Behörden.

Die Basisgruppe Heim- und Lehrlingsarbeit legte außerdem noch ein detailliertes Konzept für Wohnkollektive mit Lehrlingen und entlaufenen Heimzöglingen vor, um die Behörden dazu zu bringen, zu konkreten Forderungen Stellung zu nehmen. Die Besetzung war damit geplant...

Nach einer Veranstaltung mit der Politrockband "Ton, Steine, Scherben" besetzten am 8. 12. 71 rund 600 Jugendliche das Schwesternhaus des Bethanien-Komplexes. Die Initiativgruppen informierten die Öffentlichkeit über die Gründe und Ziele dieser Aktion und beschafften Matratzen, Leitern, Verpflegung und Autos, noch bevor die Polizei dort eintraf, um den weiteren Zustrom von Jugendlichen, die in das Haus wollten, zu verhindern.

Wie üblich wurde gegen die Manifesten mit Schlagstöcken, Hunden und Tränengas vorgegangen. Während des Polizeieinsatzes erschien der Jugendstadtrat Erwin Beck, der ein führender Exponent des Donnerstagskreises der Vereinigten Linken in der Berliner SPD ist und als Vertreter der marxistischen Minderheit für die gut begründeten Forderungen der Jugendlichen wohl Verständnis hatte. Jedenfalls veranlaßte er den Abzug der Polizei und ebnete damit den Weg zu weiteren Verhandlungen. Bereits zwei Tage später stellten sich über 3 500 Kreuzberger Bürger in einer Unterschriftenaktion hinter die Jugendlichen. Viele Anwohner unterstützten sie vor allem in den ersten Tagen mit großzügigen Geld- und Sachspenden.

Die Besatzer wählten den Namen "Georg-von-Rauch-Haus" zur Erinnerung an den laut PANORAMA und Rote Hilfe-Information Tage zuvor im Zusammenhang mit der Hatz auf die sogenannte Baader-Meinhof-Gruppe unschuldig von der Politischen Polizei erschossenen gleichnamigen Jugendlichen und verdeutlichten damit ihren politischen Anspruch, was natürlich keineswegs auf eine Solidarisierung mit den inzwischen verhafteten politischen Desperados hinausläuft, denn Georg von Rauch gehörte nicht zu diesen Leuten. Er war auch kein "Sympathisant" der B/M-Gruppe.

Die Gruppen lehnten in den Verhandlungen mit dem Bezirksamt die Kontrolle durch staatlich angestellte Sozialarbeiter, den Jugendstadtrat Beck und das Gesundheitsamt kategorisch ab. Sie konnten dennoch eine vorläufige Nutzungsvereinbarung durchsetzen, die zwischen dem Träger des Rauch-Hauses, dem Jugendzentrum Kreuzberg e. V., und dem Bezirksamt abgeschlossen wurde und ein selbstverwaltetes Wohnkollektiv vorsieht, das sich aus 60 Lehrlingen, Schülern und ehemaligen Heimzöglingen zusammensetzt.

Das Kollektiv vertritt in Gesprächen mit Außenstehenden völlig zu Recht die Meinung, daß das G.-v.-R.-Haus kein sozialpädagogisches Experiment ist, das die Heime und Anstalten ersetzen soll, um im fortgeschrittenen Stadium die Sozialisationsarbeit, d. h. die Anpassung an die gesellschaftlichen Zwänge schmerzloser und wirkungsvoller zu vollziehen. Für diese Jugendlichen ist es ein Versuch, den Unterprivilegierten und hier vor allem den sozial Geschädigten ihrer Generationsgruppe die Möglichkeit zu geben, sich von ihrer sozialen Zwangssituation zu emanzipieren und kapitalistischen Interessen zu widersetzen. Diese allgemeine Zielsetzung des Kollektivs findet in der Praxis der Selbstverwaltung ihren adäquaten Ausdruck.

Die Jugendlichen berichten: "Wir verwalten unser Haus selbst. Alle Angelegenheiten regelt das Kollektiv in eigener Verantwortung. Hierzu findet zweimal wöchentlich ein Plenum statt. Einzelne Gruppen, u. a. Presse- und Wirtschaftsausschuß, machen die Arbeiten, die ihnen vom Plenum aufgetragen werden. Über ihre Arbeit müssen sie dem Plenum aller Hausbewohner berichten. Dort werden sie kritisiert und Verbesserungsvorschläge zur Diskussion gestellt. Dem Plenum sind alle Bewohner verantwortlich. Dort werden alle Beschlüsse gefaßt, z. B. zur Taktik bei Verhandlungen mit den Behörden, die für Anschaffungen und den Unterhalt notwendigen Gelder betreffend und bei Neuaufnahmen. Wer laufend gegen die Beschlüsse verstößt, kann ausgeschlossen werden. Bei der Aufnahme neuer Mitglieder wird beachtet, wieweit der einzelne das Kollektiv unterstützen kann. Erzieher werden nicht eingestellt. Einzelne Genossen, die nicht im Haus wohnen, werden zur Mitarbeit in den Projektgruppen aufgefordert, wenn sie wirklich helfen können. Hierzu gehören z. B. medizinische Hilfe, Rechtsberatung, Unterstützung bei Verhandlungen mit den Behörden und Konflikten mit der Schule etc. Die Erfahrung hat gezeigt, daß wir keine Autoritäten brauchen und einzelne Personen keine Macht über andere ausüben dürfen."

In den letzten Monaten wurden Anstrengungen unternommen, um dieses zukunftsweisende jugendeigene Projekt zu liquidieren. Solche radikaldemokratisch-sozialistischen Modelle sind aus der Sicht der Arbeiterbewegung sicher von allgemeinem gesellschaftlichen Interesse. Wenn es aber um den Ausbau persönlicher politischer Macht und damit um Kapitalinteressen geht, wird eben nichts unversucht gelassen, um die Jugend- und Arbeiterbewegung zu unterdrücken und zu verleumden. Zu diesem Zweck verbündete sich die Law and Order-Riege des ultrarechten SPD-Innensenators Kurt Neubauer wieder einmal mit der CDU und der Springer-Presse.

So wurde versucht, dem Kollektiv Diebstähle nachzuweisen, Ende Dezember 71 z. B. wurden aufgebrochene Autos auf das Gelände geschoben. Man behauptete, die Jugendlichen

hätten sie gestohlen. Merkwürdig war, daß ein Auto einem Polizisten gehörte. Verschiedene Einbrüche in der näheren Umgebung, darunter in das Hauptgebäude des Bethanienkomplexes und in eine Aral-Tankstelle, wurden dem Kollektiv angelastet. Alle Delikte, berichtete die BILD-ZEITUNG, stünden im Zusammenhang mit den Besetzern des ehemaligen "Martha-Maria-Hauses".

Die Springer-Presse behauptete weiter, die Jugendlichen hätten einen Vater brutal zusammengeschlagen, weil seine Tochter sich im Rauch-Haus aufhalten sollte. Die Richtigstellung des Vaters wurde von der BZ natürlich nie abgedruckt.

Im März d. J. standen dann schließlich auch zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei vor dem Rauch-Haus, um ein seit Wochen vermißtes türkisches Mädchen angeblich abzuholen, das sich dort nicht aufgehalten hat. Es wurde später im Landwehrkanal gefunden. Die Polizei führte unter diesen Vorwänden eine erste Razzia durch, auf die weitere folgten. Neubauer wollte damit nicht nur dieses Projekt, sondern auch die Vereinigte Linke in der SPB um die sehr progressive Jugendsenatorin Ilse Reichel und Stadtrat Erwin Beck treffen. Am 20. 4., um 4.15 Uhr, kam es dann zu einer perfekten Notstandsübung der Polizei, von der weder Erwin Beck noch Ilse Reichel etwas wußten.

Rund 800 Polizisten besetzten das Bethanien-Gelände. Es gab einen großen Aufmarsch: einen riesigen Fuhrpark von Mannschaftswagen, Funkstreifenfahrzeuge und Zivilautos der Politischen Polizei, Feldküche und Krankenwagen. Mit Maschinenpistolen im Anschlag wurde das Haus umstellt. Jedes der rund 90 Zimmer wurde dann von bewaffneten Polizisten bewacht. Wer den Hausdurchsuchungsbefehl verlangte, wurde beiseite gestoßen. Man durchsuchte ohne Angabe von Gründen alle Räume und hinterließ sie in einem katastrophalen Zustand. Neben allen Kripodezernaten: Mord, Rauschgift, Einbruch, Sitte, politische Polizei und Gesundheitspolizei nahm auch die Hundestaffel und das Diskussionskommando der Gruppe 47 an dieser Nacht- und Nebelaktion teil. Außerdem waren noch sieben Staatsanwälte und ein Richter anwesend. In der Küche wurden Mülleimer geleert und anschließend von der Gesundheitspolizei fotografiert. Die Fotos, die in den Springer-Gazetten erschienen, sind nach dem Polizeieinsatz aufgenommen worden. Über den Hergang, Umfang und die Gründe des Polizeieinsatzes hatte man natürlich nicht informiert!!

In brutaler Manier wurden 28 Personen festgenommen und in vergitterten Wagen abtransportiert. Unter anderem wurde ein krankes Mädchen mit 39 Grad Fieber abgeführt, 12 Stunden in einer kalten Zelle festgehalten und ohne Behandlung anstrengenden Verhören unterzogen. Ein fünfzehnjähriger Junge, der eine Zigarette rauchen wollte, bezog Prügel. Für jeden Abgeführten standen auf den Revieren zwei Kripobeamte und zwei Uniformierte zur Verfügung. Für den Verdienstausfall wurden bezeichnenderweise keine Bescheinigungen ausgestellt. Quittungen gab es ebenfalls nicht.

Das Kollektiv vom Rauch-Haus erklärte verständlicherweise: "Dieses Vorgehen des Staates und der Polizei gegen Jugendliche, die nur ihre eigene Lebenspraxis selbst in die Hand nehmen wollen, rechtfertigt, daß wir von einem faschistischen Überfall der Polizei sprechen, einer Notstandsübung, die uns schon jetzt an noch härtere und schärfere Maßnahmen gewöhnen soll." Danach sollte das Rauch-Haus offenbar in ein Heim für Asoziale umgewandelt werden. Ohne mit den Jugendlichen vorher darüber zu reden, wurde in fünf Meter Entfernung um das Haus herum ein Stacheldraht gezogen, der 3000 DM kostete. Die Jugendlichen bauten ihn sofort wieder fachmännisch ab und gaben ihn ordnungsgemäß zurück. Das Kollektiv resümiert: "Jahrzehntelang haben es die staatlichen Jugendfürsorgeheime und -einrichtungen geschafft, die Jugendlichen kaputt und unmündig zu machen und ihnen keinen anderen Ausweg als die Flucht in die Kriminalität und den Drogenkonsum zu lassen. Jetzt, wo wir selber die Initiative ergriffen und etwas Besseres machen wollen, versuchen sie, uns durch Lügen kaputtzumachen, was wir in monatelanger Arbeit mühsam aufgebaut haben."

Die CDU, die sich ausnahmslos auf die Lügen der Springer-Presse stützte, stellte in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung und im Berliner Abgeordnetenhaus im Mai den Antrag auf Schließung des Rauch-Hauses. Da sich die Jugendsenatorin Ilse Reichel ebenso wie der Bezirksstadtrat Erwin Beck vor das Projekt stellten, mußte der Vorstoß der rechten SPD und der CDU scheitern. Die sozialpädagogischen Gutachter setzten sich ebenfalls für die Jugendlichen ein. Der Sicherheitsausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses konnte nichts Belastendes vorlegen. Alle Verdächtigungen waren wieder einmal aus der Luft gegriffen.

Rüdiger B. Barrasch und Eva Nolte verfassten im Auftrage der Jugendsenatorin eine "Chronologie und Einschätzung des sozialpädagogischen Projekts in Bethanien - Stand 27. Mai 72" (1) aus der wir einige Stellen zitieren wollen: "Wir sollten verhindern, daß Bethanien Heimcharakter annimmt. Das heißt z. B., daß man dem Anspruch auf Selbstorganisation der eigenen Lebenspraxis soweit zustimmt, daß die Kontrollfunktionen gänzlich hinter der Beratungsfunktion (im Sinne einer partizipierenden Diskussion) verschwinden (S. 6). Die Konsequenz überzeugt, mit der die Mitglieder des Kollektivs dem Gedanken der Selbstorganisation konkrete Gestalt verliehen haben. Es besteht berechtigte Hoffnung, daß sich die an den Prinzipien des Basisdemokratie orientierende Lebensform als lebensfähig erweist (S. 12)... Von allen Seiten angegriffen und pauschal diskriminiert, wurde auch an dem Projekt selbst wieder deutlich, daß es ohne einen Verbündeten, der im Establishment' verankert, einen größeren Vertrauenskredit genießt, noch nicht existenzfähig war. Die eindringlichen Schilderungen

der Jugendlichen und Berater des Polizeieinsatzes und seiner Auswirkungen ... veranlaßten Frau Senatorin Reichel, noch bevor detailliert Berichte der Polizei vorlagen, am selben Tag in einer Pressekonferenz unter Hinweis auf einige Daten ..., aus denen die erfolgreiche Arbeit des Projekts abzulesen war, die pauschale und vorschnelle Diskriminierung einer großen Gruppe von Jugendlichen zurückzuweisen (S. 14). Die positiven Ansätze sehen wir vor allem in:

- der zunehmenden Selbstorganisation der eigenen Lebenspraxis von einer zunächst chaotischen Ausgangslage; (Reduzierung von über 200 auf 60 Bewohner, Abwehr von Zuhälterkreisen und faschistischen Schlägergruppen);

- der Methode der Selbstorganisation, die vornehmlich darauf gerichtet ist, persönliche Probleme solidarisch im Kollektiv aufzuarbeiten. Durch diese kollektive Handlungsform wird dem einzelnen ein hohes Maß an Aktivität abgefordert;

- den Folgen der Selbstorganisation, die durch die vorausgesetzte, unmittelbare Beteiligung gewissermaßen im Zeitraffertempo Bewußtseinsprozesse und Änderungen von Verhaltensweisenbewirkt hat. Man kann geradezu von einem dynamischen Sog sprechen, der einzelne Jugendliche - auch nach kurzer Zeit der Mitwirkung im Kollektiv - von zunächst passiv-perspektivlosen zu kritischaktiven Teilnehmern am gesellschaftlichen Leben werden ließ;

- der konkreten Einlösung des Selbstorganisationsanspruches, indem auf eine laufende Förderung des Projektes verzichtet wurde und sich die Jugendlichen damit zugleich auferlegten, ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten (S. 20)."

Eine differenzierte Analyse der politischen Landschaft würde dem Jugendkollektiv des Rauch-Hauses zeigen, daß es Bündnispartner hat, mit denen eine kritische Zusammenarbeit von Fall zu Fall möglich und notwendig ist. Die Jugendsenatorin, die in Berlin leider nur Empfehlungen aussprechen kann und nicht in der Lage ist, den Bezirksämtern, die immer noch bürokratisch agieren, Anweisungen zu geben, gehört auf jeden Fall dazu. Ohne ihre Unterstützung wäre das Projekt gegescheitert. Es hätte die Angriffe der Rechten nicht allein abwehren können. Natürlich ist bei einer solchen Bündnispolitik grundsätzlich davon auszugehen, daß es keine totale Interessenidentität zwischen Jugendlichen und Verwaltung gibt und geben kann (S 2S)."

Durch die vom Kreuzberger Bezirksbürgermeister erteilte Aussagegenehmigung für die bis zum April im Rauch-Haus beschäftigten Sozialarbeiter kam es unlängst zu einer neuen Vertrauenskrise, die wieder auf Neubauers Konto geht, da dieser offenbar über die politische Polizei die Jugendlichen und die Sozialarbeiter auseinanderdividieren wollte. Ilse Reichel tritt zwar ebenfalls für eine "gesetzlich verankerte Schweigepflicht gegenüber Organen der Justiz und der Polizei auch für sozialpädagogische Berufe im Interesse der Klienten und Mitarbeiter ein; allein sie existiert noch nicht und so bleibt nur ein Handeln innerhalb des Ermessensspielraumes der zur Zeit kodifizierten Normen (S. 23) möglich." Die Senatsverwaltung für Jugend und Sport verlangt vom Kollektiv: 1. die Fortdauer der Nutzungsvereinbarung; 2. maximal 60 Bewohner; 3. das Anstreben schnellstmöglicher Legalisierung (polizeiliche Anmeldung, Arbeitsplatzbeschaffung etc.); 4. eine Aufnahmeuntersuchung der Jugendlichen durch Ärzte ihres Vertrauens; 5. statistische Informationen über die Struktur und Zusammensetzung und Berichte über die Entwicklung des Kollektivs in bestimmten Abständen durch die Jugendlichen selbst oder Gutachter ihres Vertrauens.

Bis auf den letzten Punkt scheinen sich Ilse Reichel und das Jugendkollektiv soweit einig zu sein. Die Jugendlichen betonen immer wieder in Gesprächen, sie seien kein sozialpädagogisches Experiment, sondern normale junge Menschen, die in einer großen Wohngemeinschaft neue Formen des Zusammenlebens realisieren. Sie sind der Auffassung, der man nur zustimmen kann, daß zuerst die Bevölkerung über ihr Projekt informiert werden muß und dann erst - in diesem Zusammenhang! - der Senator für Jugend und Sport (2).

Die Jugendlichen werden mit weiteren Schwierigkeiten rechnen müssen. Die Reaktion wird immer wieder neue Vorwände suchen, um über das Rauch-Haus herzufallen. Wer wirklich für die Demokratisierung dieser Gesellschaft ist, muß für die Emanzipation dieser v[?] überhaupt der Jugendlichen sein. Daran wird man messen können, wer für die Jugend als Bündnispartner in Frage kommt und wer nicht.

1) Chronologie und Einschätzung des sozialpädagogischen Projektes in Bethanien - Stand 27. Mai 1972 über Pressestelle des Senators für Jugend und Sport, 1 Berlin 30, Am Karlsbad 8

2) Dokumentation des Georg von Rauch-Hauses erhältlich über das Jugendzentrum Kreuzberg 1 Berlin 61, Mariannenplatz 1, oder die Buchhandlung Karin Röhrbein, 1 Berlin 12, Savignyplatz gegen Voreinsendung von DM 5,-

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